Die Gastrobranche schafft es zunehmend nicht mehr, genügend (Fach-)Personal zu akquirieren. Als Lösung werden internationale Auszubildende eingestellt, die oft motiviert sind, jedoch meist nicht über ausreichende Sprachkenntnisse verfügen.
Die Folge: viele Probleme im täglichen Arbeitsalltag. Noch größer werden die Schwierigkeiten, wenn diese jungen Menschen die Berufsschule besuchen müssen. Dort herrscht häufig derselbe Unfrieden wie in den Grundschulen: Klassen fallen zurück, der reguläre Schulalltag wird massiv behindert. Ein Großteil der Kandidaten gibt spätestens hier auf – mangels Fachpraxis und fehlender Sprachkenntnisse.
Gewiss, es gibt Ausnahmen. Doch bei der Mehrheit ist dies die Realität.
Viel schlimmer ist, dass aufgrund des fehlenden Fachpersonals viele junge Menschen direkt als volle Arbeitskräfte eingesetzt werden. Dadurch bleibt die ordentliche Ausbildung auf der Strecke. Eine nachhaltige berufliche Bildung ist unter diesen Umständen schwer umsetzbar.
Das Qualitätsniveau der Gastgeber sinkt. Gleichzeitig zwingen stetig steigende Betriebskosten die Preise in Höhen, die vielerorts der angebotenen Speisen- und Servicequalität nicht mehr gerecht werden. Die Folge: Gäste bleiben aus.
Als rettenden Strohhalm blickt das Gewerbe auf eine mögliche Mehrwertsteuersenkung. Doch diese löst das Problem nicht – sie verzögert es lediglich.
Wenn die Branche es nicht schafft, aus dem Alltagstrott herauszukommen, wird das weitere Gasthaussterben nicht aufzuhalten sein. Stattdessen werden noch mehr Fast-Food-Lokale, Dönerbuden und Ähnliches das Bild der Gastronomie prägen. Die Gastrowelt wird sich dadurch grundlegend verändern.
Unternehmer sein heißt: etwas unternehmen. Der Ansatz mit internationalen Auszubildenden ist gut – aber er muss richtig umgesetzt werden.
Das bedeutet:
- Zuerst Sprachkenntnisse und Kulturverständnis vermitteln
- Grundkenntnisse durch Schulung (6 bis 12 Monate) aufbauen
- Erst danach in den Ausbildungsbetrieb integrieren – aber nur dort, wo auch wirklich ausgebildet wird und nicht nur ausgenutzt
Denn nur so können diese Menschen später als ausgebildete Fachkräfte im Betrieb bleiben – mit gutem Lohn, geregelter Arbeitszeit und langfristiger Perspektive.
Wenn wir das nicht bieten können, dürfen wir uns nicht wundern, wenn sie nach der Ausbildung fluchtartig das Weite suchen. Dann war die Mühe umsonst, und die Branche steht wieder dort, wo sie angefangen hat.
Mit freundlichen Grüßen
Theo Jost